Kallia Papadaki
Dendriten
Erscheinungsdatum: 31.10.2024
Übersetzt von Michaela Prinzinger. Die Übersetzung wurde gefördert durch den Deutschen Übersetzerfonds e.V.
Als er in Amerika ankommt, ist Antonis Kambanis zweiundzwanzig Jahre alt. Er besitzt nichts als einen italienischen Pass — dabei spricht er nicht einmal Italienisch.
Seine Heimat, die Insel Nisyros, befindet sich Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts unter italienischer Herrschaft.
Doch Antonis hat kein Glück: Als ihm auch der letzte Penny abgenommen wird und der Amerikanische Traum ausgeträumt scheint, gerät er an Tony Mecca, der ihn in die Familie aufnimmt. Nicht ganz uneigennützig, denn dieser braucht Hilfe bei seiner illegalen Grappa-Produktion.
Durch diesen Gnadenakt legt Tony Mecca den Grundstein für eine über mehrere Generationen greifende Familiengeschichte. Eine Geschichte von Flucht, Hoffnungen und den Dämonen, die man auch und gerade dann nicht loswird, wenn man ein neues Land betritt.
Kallia Papadaki erzählt mit psychologischem Feingefühl die Geschichte einer Familie, die ganz im Sinne Tolstois einzigartig in ihrem Unglück ist.
Wie die feinen Verästelungen einer Stadtkarte hängen die Schicksale der Figuren zusammen, meisterhaft gewebt führt eine Straße zur nächsten und zur übernächsten, bis irgendwann eine Sackgasse erreicht ist und es nicht mehr möglich ist, der eigenen Verantwortung zu entfliehen.
Kallia Papadaki wurde 1978 in der Grenzstadt Didymoteicho geboren, wuchs in Thessaloniki auf und studierte Wirtschaftswissenschaften am Bard College und der Brandeis University in den Vereinigten Staaten und Film an der Stavrakos Filmschule in Athen.
Papadaki schrieb bereits mehrere preisgekrönte Drehbücher, Erzähl- und Gedichtbände. 2011 trat sie auf dem internationalen literaturfestival berlin auf. Für ihren Roman Dendriten gewann sie 2017 den europäischen Literaturpreis.
»What possibilities do individuals really have when they find themselves in devastating conditions? This question, of Kafkaesque extraction, unites the lives of the characters who inhabit this extraordinary novel. Marginality is not a choice, but a circumstance and a fatality, and Kallia Papadaki explores these margins in the lives of Greek emigrants with profound insight and empathy. The result is a wise and sensitive novel, but not only that, because Kallia is a virtuoso in the art of storytelling, which is increasingly a rarity these days. The result is a cohesive novel, with highly elaborate literary language and a perfect narrative structure. And whose characters shake us to the core.«
– Ronaldo Menéndez
»In living organisms, the word dendrites refers to the branches of nerve cells. Here, the reference is to branching. Kind of like the novel were a tree of which the twenty chapters were the branches, tirelessly described, with the precision of a sociologist, by a novelist who is as much a scenarist and who thinks in terms of cinematographic images.«
– Le Soir
»Kallia Papadaki’s language is stormy. Her breathless prose follows the dizzying speed of change in the story, the American city, and history. The novel is a joy to read, and this is how it ensnares you, so that you may slowly appreciate the breadth of the language, the narrative technique, and the complete record of the continuity of history, both personal and collective.«
– Kathimerini
»Sad as the blues, existential, profoundly political, contemporary and timely … Simply extraordinary. Had it been written in English it would have caused a stir.«
– Le Monde diplomatique (Greece)